Abteilungsleiter Wolfgang Noch übergibt sein Traineramt bei der SG Marßel an Malik Öztekin und Cuma Kut
von Karsten Hollmann
Herr Noch, weshalb haben Sie Ihren Trainerposten bei der SG Marßel bereits nach sieben Spielen zur Verfügung gestellt?
Wolfgang Noch: Wir sind neben OT Bremen Co-Gastgeber bei den Deutschen Ü32-Mannschaften beim Blumenthaler SV, die im Juni dieses Jahres ausgetragen werden sollten. Als Abteilungsleiter bei der SG Marßel helfe ich bei der Ausrichtung. Dann hätte ich den Kopf nicht frei, wenn ich auf dem Trainingsplatz stehe. Deshalb hatte ich mich bereits Anfang Oktober mit meinen Nachfolgern Malik Ötzekin und Cuma Kut zusammengesetzt.
Wegen der Corona-Pandemie ist die Veranstaltung aber doch nun auf Juni 2022 verlegt worden. Dann hätten Sie doch eigentlich als Trainer weitermachen können.
Die Absage der Ü32-DM erfolgte aber erst im Dezember des vergangenen Jahres. Es wäre doch sehr unseriös, wenn ich die Vereinbarungen nun wieder rückgängig machen würde. Ich vertraue auch meinem Team mit Malik Ötzekin und Cuma Kut, das von meinem bisherigen Co-Trainer Jakub Mohammed ergänzt wird. Mir war sehr wichtig, dass alles ordentlich geregelt ist. Ich bleibe dem Team aber schließlich auch als Spartenleiter und Mannschaftsverantwortlicher erhalten.
Was sind Ihre nächsten Ziele als Spartenleiter?
Wir wollen eine zweite Herrenmannschaft aufbauen. Ich habe aber auch als Beiratsmitglied im Präsidium des Bremer Fußball-Verbandes und als Beirat in Bremen-Nord viel zu tun. Für mich ist es einfach toll, mitbestimmen zu können.
Weshalb fiel die Wahl auf Malik Öztekin und Cuma Kut als Ihre Nachfolger?
Cuma Kut war schon einmal für eine halbe Spielzeit mein Co-Trainer. Wir sind danach auch immer in Kontakt geblieben. Cuma hat dann Malik Öztekin mit ins Boot geholt. Während Malik sich als hauptverantwortlicher Trainer um das Team kümmern wird, übernimmt Cuma das Fitnesstraining.
Ist denn die Ü32-DM ein solch großes Projekt, dass sie die Ausrichtung und den Trainerjob nicht unter einen Hut bringen können?
Ja, die Ü32-DM ist ein Mega-Event, an dem auch zum Beispiel der FC Bayern München, Hamburger SV und Hertha BSC Berlin teilnehmen. Insgesamt kommen 64 Mannschaften. Eventuell müssen wir das Teilnehmerfeld sogar noch aufstocken. Das hätte sich nicht mit meinem Trainerposten handeln lassen. Der Tag hat schließlich nicht mehr als 24 Stunden. Da musste ich mich fragen, ob mein eigenes Ego wichtiger ist. Dass ich jetzt kein Trainer mehr bin, ist kein Beinbruch.
Wie fällt Ihr Fazit für den bisherigen Saisonverlauf in der Kreisliga A aus?
Wir wussten von Anfang an, dass es schwer werden würde. Wir sind nicht der klassische Aufsteiger, sondern nur hochgekommen, weil die beiden vor uns liegenden Mannschaften aus Habenhausen und Grolland wegen ihres eigenen zweiten beziehungsweise ersten Teams in der Kreisliga A nicht aufsteigen durften. Deshalb sind wir als Fünfter aufgestiegen. Unser Ziel konnte daher auch nur Klassenerhalt lauten.
Aber finden Sie nicht, dass die Ausbeute von nur drei Punkten aus sieben Begegnungen ein bisschen zu mager ausfällt?,
Wir haben einige Spiele aber nur sehr knapp verloren. So zogen wir im Auftaktspiel beim Zweiten TSV Grolland beispielsweise erst durch ein Gegentor in der Nachspielzeit mit 1:2 den Kürzeren. Auch im letzten Spiel vor dem Lockdown am 18. Oktober hatten wir gegen die SG Bremen-Ost mit 4:5 das Nachsehen. So blieb es bei dem einen Sieg über das Schlusslicht KSV MED. Wir zahlen im Moment noch ein bisschen Lehrgeld in der neuen Liga. Wir sind aber noch nicht abgeschlagen, so wie der FC Schalke 04 und der FSV Mainz 05 in der Bundesliga. Der Rückstand auf das rettende Ufer beträgt gerade mal zwei Punkte.
Empfinden Sie 31 Gegentreffer in sieben Spielen, also einen Schnitt von mehr als vier Gegentoren pro Mach, nicht als zu viel?
Ja, das lag aber auch daran, dass wir in den wenigen Spielen bereits drei verschiedene Torleute einsetzen mussten. Das ist gerade im Hinblick darauf der Wahnsinn, dass wir auf einige Teams getroffen sind, die als Ziel haben, auf Bezirksebene zu spielen.
Haben Sie für dieses Problem nun eine Lösung gefunden?
Ja, das haben wir. Florian Schäfers von der SG Aumund-Vegesack möchte zu uns kommen. Dass wir einen solch starken Torwart mit dieser Qualität für uns gewinnen können, spricht für unser Team. Deshalb möchten wir den eingeschlagenen Weg auch weitergehen.
Aber für den Klassenerhalt braucht es doch mehr als nur einen guten Torhüter, oder?
Ja, wir haben alle noch ein paar Schritte vor uns. Einige Spieler unserer Mannschaft haben erst in der Kreisliga C und dann zwei Jahre in der Kreisliga B gespielt. Nun ist es für viele das erste Jahr in der Kreisliga A. Das ist ein Lernprozess, der nicht von heute auf morgen funktioniert, zumal wir durch die beiden Corona-Lockdowns viel Zeit verloren haben.
Gibt es auch noch andere Gründe für die vielen Gegentore?
Ja, unser Verletzungspech. Unser Kapitän Jan Schulte ist mit einem Kreuzbandriss schon seit mehr als einem Jahr raus und fehlt uns arg im defensiven Mittelfeld. Mohamad Ahlrahban zog sich dann am dritten Spieltag ebenfalls einen Kreuzbandriss zu. Weil er seinen Ausbildungsplatz nicht in Gefahr bringen wollte, wird er erst im März operiert. Auch auf unseren Innenverteidiger Sjut Antpöhler mussten wir länger verzichten.
Wie beurteilen Sie die Leistungen Ihres Goalgetters Jimale Hassan Osman?
Jimale hat mit seinen fünf Toren richtig gut eingeschlagen. Er ist ein feiner Kerl, der schon vorher für uns aufgelaufen war. Bei einem Auswärtsspiel beim Habenhauser FV III im Dezember 2019, bei dem er als Zuschauer vor Ort vor, haben wir uns wiedergesehen. Als dann die Auflösung der Mannschaft des Neurönnebecker TV stattfand, haben wir sofort versucht, ihn zurückzuholen. Seine Entwicklung als offensiver Mittelfeldspieler ist auch lange noch nicht am Ende.
Sind Sie denn trotz der Personalprobleme vom Klassenerhalt überzeugt?
Ja, das schaffen wir. Von den verletzten Spielern werden ein paar wieder zurückkommen. Auch Jan Schulte kann wohl im März wieder anfangen. Außerdem werden Malik Öztekin und Cuma Kut auch noch den einen oder anderen neuen Spieler mitbringen. Ich denke aber nicht, dass wir vor Mai wieder anfangen werden.
Sie waren früher Trainer beim TuS Borkum. Wie war es, als Inselverein gegen Teams vom Festland anzutreten?
Das war vor allem bei Auswärtsspielen ein großes Problem. Wir mussten uns an Spieltagen bereits morgens um 6 Uhr den Wecker stellen. Um 6.45 Uhr habe ich dann zur Sicherheit bei dem einen oder anderen Spieler nachgehakt, weil wir um 7.15 Uhr auf der Fähre sein mussten, die wir auf keinen Fall verpassen durften. Wenn wir Pech hatten, waren wir erst um 16.30 Uhr zurück auf der Insel.
Wäre eine Übernachtung vor dem Spiel in einem Hotel auf dem Festland eine Alternative gewesen?
Grundsätzlich schon. Das haben wir einmal auch gemacht, weil wir innerhalb von 24 Stunden zwei Punktspiele auf dem Festland zu absolvieren hatten. Unser zweiter Gegner war nicht bereit, das Spiel zu verlegen. Wir haben dann vor dem zweiten Match im Hotel übernachtet und beide Spiele gewonnen.
Sie stammen aus Esens. Von dort kommt auch der Trainer des FC St. Pauli, Timo Schultz. Kennen Sie den persönlich?
Nein, aber dafür seinen Vater. St. Pauli ist bislang unter seinen Möglichkeiten in der 2. Bundesliga geblieben. Wenn die Paulianer Fans bei ihren Heimspielen am Millerntor hätten, sähe es auch schon besser aus in der Tabelle. Aber auch so wird St. Pauli da noch unten rauskommen. Werders Ex-Nationalspieler Dieter Eilts ist übrigens auch gleich um die Ecke von Esens groß geworden.
Das Gespräch führte Karsten Hollmann.
Aus "Die Norddeutsche" vom 23.01.2021
Clara Ruppelt wird mit elf Metern im Kugelstoßen erstmals in der Bestenliste des DLV geführt – Trainer Gerold Christen hebt die Vielseitigkeit hervor
Karsten Hollmann
Marßel. Die Leichtathleten der SG Marßel freuen sich nach einem deutlich von der Corona-Pandemie dominierten Jahr über erstmalige Bestenlisteneinträge beim Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV). So wird Clara Ruppelt im Kugelstoßen mit elf Metern als Nummer 25 geführt. Zudem sollte Rebecca Christen als Fünfkämpferin ganz vorne dabei sein. Noch fehlt jedoch die diesbezügliche Bestenliste.
„In einer inoffiziellen Bestenliste wird sie aber als Nummer eins geführt“, verrät ihr Trainer und Vater Gerold Christen. Im Hinblick auf die Einträge in der Bestenliste des Bremer Leichtathletik Verbandes sei deutlich zu erkennen, dass deren geringe Anzahl den Corona-Beschränkungen geschuldet gewesen seien. Wie bereits 2019 weist die SG Marßel erneut die zweitmeisten Einträge dort auf. „Auffällig ist dabei die Vielseitigkeit unserer Athleten“, so Christen. Rebecca Christen belegt ebenso wie Jan Kleinekathöfer Position eins im Weitsprung bei den Erwachsenen. Neuzugang Amelie Cselenyi beansprucht in sechs Disziplinen jeweils Platz zwei in der weiblichen U20. In dieser Altersklasse ist David Borisow als Werfer bei den Jungen immer alleine vorne.
In der U18 entpuppt sich Charlotte Hesse als beste Weitspringerin. „Tyrece Deede hält hier zudem in der männlichen Klasse mit den Werder-Sprintern mit“, frohlockt Gerold Christen. In der U16 sei das Siebenkampfteam in allen Disziplinen gut dabei. Im Kugelstoßen dominiere die SGM durch Michelle Schlegel und Clara Ruppelt. Annika Sajnog befinde sich über die 100 Meter mittendrin. In der U14 liegen Tamino Loeper und Leni Nowotny jeweils gleich ein halbes Dutzend Male vorne.
Das Jahr 2020 wurde ansonsten von einer großen Ungewissheit und Unsicherheit bestimmt. „Seit Corona stellen sich mir viele Fragen. Wo kann ich trainieren? Mit wie viel Personen darf ich trainieren?“, sagt Johanna Christen stellvertretend. Sie sei nur froh, dass sie einen individuell angepassten Trainingsplan von ihrem Trainer bekommen habe. „Zusammen mit meiner Freundin Charlotte Hesse trainiere ich regelmäßig unter Einhaltung der Corona-Abstandsregeln sowie Hygieneauflagen. Mir ist es besonders wichtig, mich weiterhin fit halten zu können, trotz der gesonderten Situation“, sagt Johanna Christen und ergänzt: „Sprints und Tempoläufe sowie Home-Workouts und Hanteltraining stehen auf der Tagesordnung. Gemeinsam haben wir alle das Ziel, bei den Deutschen Mannschaftsmeisterschaften dabei zu sein und ohne Trainingslücken mit Spaß, Freude und Teamgeist Leistung abliefern zu können.“
„Die SG Marßel hat in diesem Jahr gute Wettkämpfe hinter sich gebracht und wartet schon auf die nächsten. Deshalb trainieren wir trotz der harten Zeiten weiter“, teilt Michelle Schlegel mit. Ihre Klubkollegin Annika Sajnog freut sich besonders über die drei Sportfeste, die ihr Verein im Sommer veranstaltete: „Toll war, dass die Wettkämpfe trotz Corona stattgefunden haben und sich unser intensives Training ausgezahlt hat.“ Auch Clara Ruppelt zieht ein positives Saisonfazit: „Trotz Corona waren wir ein spitzen Team mit einem super Trainer.“
Der derart gelobte Gerold Christen zeigt sich ebenfalls beeindruckt von den Leistungen seiner Schützlinge: „Wer hätte das gedacht, dass wir unter diesen Bedingungen so mächtig auftrumpfen?“ Währen des ersten Lockdowns sei zunächst noch alles ausgerichtet auf die Landesmeisterschaften im September gewesen. „Für mich ist das Jahr 2020 eines der erfolgreichsten Jahre. Es hat einfach alles geklappt“, schwärmt Gerold Christen. Das umgestellte Trainingskonzept, die Einstellung und Ergebnisse aller Athleten seien perfekt gewesen. „Hier war der Weitsprung-Wahnsinn in Minden das Highlight. Aber auch die eigenen Sportfeste hatten es in sich oder vielleicht auch die Landesmeisterschaften“, lässt der Pädagoge wissen.
In Minden offenbarten Rebecca Christen und Charlotte Hesse bei insgesamt zwölf Hoch- und Weitsprüngen elf neue persönliche Bestleistungen. Mit 5,50 Metern (Christen) beziehungsweise 5,33 Metern bejubelten die beiden auch einen Doppelsieg im Weitsprung der Frauen. Rebecca Christen gewann in Minden auch mit 1,52 Metern im ersten Versuch den Hochsprung und verpasste dabei nur um einen Zentimeter die Qualifikation zu den Landesmeisterschaften. Christen hatte in der Folge die 1,56 Meter auch bereits übersprungen, ehe die Latte doch noch herunterfiel, als sie bereits auf der Sprungmatte lag. „Dass wir nun in den Bestenlisten so stark auftreten und sogar noch in den DLV-Bestenlisten stehen, stellt einen besonderen Erfolg für uns dar“, meint Gerold Christen. Vielleicht sei dies auch ein Ergebnis des Trainingskonzepts, das darauf setze, Erlebnisse zu schaffen. Ein Highlight im Jahr 2020 war auch die Eröffnung der neuen Weitsprung-Anlage. Nach Bente Hoffmann und Johanna Christen wurden außerdem Sebastian Loeper und Max Boedekker neu ins Trainerteam aufgenommen.
Negativ fielen die Ausfälle des Trainingslagers „Harzer Hölle“, der Landesmeisterschaften im Fünfkampf und der Deutschen Mannschaftsmeisterschaften (DMM) auf. „Es waren auch kaum auswärtige Wettkämpfe möglich“, bedauert Christen. Gerade die Mitglieder aus der Kinderleichtathletik (bis U12) hätten keine Erfahrung bei Wettkämpfen in der Fremde sammeln können. Durch die Corona-Beschränkungen sei auch ein anderes Training erforderlich gewesen, das viel Selbstständigkeit verlangt habe, so der Coach abschließend.
Aus "Die Norddeutsche" vom 29.12.20