Ein Tablet-Führerschein für Senioren
Burglesum ist Modellregion für das Projekt „Digital im Alter“ der Seniorenvertretung Bremen
Julia Ladebeck
Burglesum. Nur 30 Prozent der Menschen über 65 Jahren nutzen das Internet. So steht es laut Andreas Weichelt, Vorsitzender der Seniorenvertretung Bremen, im achten Altersbericht der Bundesregierung mit dem Schwerpunkt „Ältere Menschen und Digitalisierung“. Weichelt ist überzeugt, dass es tatsächlich noch viel weniger Senioren sind, die mit digitalen Technologien umgehen können. Das sagt er bei einem Treffen im Vereinsheim der Sportgemeinschaft (SG) Marßel. Die Seniorenvertretung Bremen hat den Bericht aus dem vergangenen Jahr zum Anlass genommen und eine Arbeitsgemeinschaft ins Leben gerufen. Ziel ist es, ältere Menschen in Bremen an digitale Kommunikationsmittel heranzuführen. Als Modellregion für das Projekt „Digital im Alter“ (DiA) hat die Seniorenvertretung den Stadtteil Burglesum ausgewählt. Im Vereinsheim der SG Marßel könnte demnächst ein Schulungsraum entstehen.
Der Bericht der Bundesregierung war schon vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie fertig. Die Lockdowns infolge der Pandemie haben die Bedeutung des Themas aber noch einmal verdeutlicht: Ohne persönliche Kontakte sind viele Seniorinnen und Senioren in dieser Zeit vereinsamt. Insbesondere dann, wenn sie weder mit Smartphones noch mit PCs und Tablets umgehen können. Sie konnten ihre Familien nicht sehen. Und auch der Zugang zu Online-Angeboten blieb ihnen verschlossen, die Kirchengemeinden, Begegnungsstätten und Vereine in dieser Zeit alternativ zu Gruppentreffen organisierten.
„Deshalb ist es bei diesem Thema dringend notwendig, etwas für die ältere Generation zu tun. Damit alle teilhaben können“, bekräftigt Werner Müller. Er ist Koordinator der Arbeitsgemeinschaft bei der Seniorenvertretung Bremen, Ehrenvorsitzender der SG Marßel und er vertritt die SPD im Beirat Burglesum. Durch sein Engagement hat er ein gutes Netzwerk, das er gleich angezapft hat, um möglichst viele Akteure an dem Projekt „Digital im Alter“ zu beteiligen. Neben Ortsamtsleiter Florian Boehlke habe er Vertreter von Friedehorst, der Jacobs University und die Marßeler Quartiersmanagerin Katharina Fischer mit ins Boot geholt, so Müller.
Unterstützung bekommt das Projekt zudem vom Netzwerk Digitalambulanzen, das vom Sozialressort eingerichtet wurde. Das Netzwerk hat eine Umfrage zum Thema durchgeführt und dazu in Bremen 40.000 Fragebögen verschickt. Die Ergebnisse erwartet die Arbeitsgruppe für Oktober. „Das Ortsamtsgebiet Burglesum als Modellregion soll dabei gesondert ausgewertet werden“, erläutert Müller, der sich davon ebenso wie Andreas Weichelt genauere Kenntnisse erhofft, wie viele Seniorinnen und Senioren bereits Smartphones und Tablets nutzen.
Dringenden Handlungsbedarf sieht Werner Müller auch aus einem weiteren Grund: Immer mehr Banken schließen ihre Filialen und setzen darauf, dass ihre Kunden Online-Banking nutzen. „Das ist aber ohne digitale Kenntnisse unmöglich“, betont Müller. Die Arbeitsgruppe der Seniorenvertretung will in der Modellregion Burglesum möglichst praktikable Lösungsansätze finden, die im Idealfall auf andere Bereiche Bremens übertragen werden können.
Burglesum ist laut Weichelt als Modellregion ausgewählt worden, weil in den Ortsteilen von Grambke über Marßel bis St. Magnus alle Sozialstrukturen Bremens vorkommen. „Der Altersbericht zeigt auch, dass es bei der Nutzung digitaler Techniken nicht nur ein Gefälle beim Alter gibt, sondern auch beim Bildungsniveau“, erläutert Müller. Aus diesem Grund müssten benachteiligte Stadtteile wie Marßel und Grambke besonders in den Blick genommen werden. Insgesamt sind in Burglesum ein Drittel der Menschen über 60 Jahre alt, so Müller.
An digitale Technologie heranführen
Nach einer Beratung mit Sebastian Dargel, Koordinator des Netzwerks Digitalambulanzen, hat sich die Arbeitsgruppe dazu entschieden, zunächst ausschließlich Tablets einzusetzen, um Seniorinnen und Senioren an digitale Technologien heranzuführen. Nun wollen die Akteure in einem ersten Schritt interessierte Seniorinnen und Senioren finden, die sich schulen lassen und einen sogenannten Tablet-Führerschein machen möchten.
14 Alten- und Pflegeeinrichtungen hat Müller dafür nach eigenen Worten bereits angeschrieben. „Bisher haben St. Birgitta in Marßel und eine Einrichtung von Friedehorst Interesse bekundet“, so Müller. Auch zu Sportvereinen, dem Heimatverein Lesum und zur Kirchengemeinde in Marßel habe er bereits Kontakt aufgenommen. Heiko Klaus Klepatz, Vorsitzender der SG Marßel, hat einen Raum im Vereinshaus für Schulungen angeboten. „Der soll jetzt entsprechend ausgestattet werden“, so Müller.
Für die Anschaffung von zweimal zehn Tablets wurden Anträge beim Beirat Burglesum und beim Quartiersrat Marßel gestellt. Im nächsten Schritt sollen nun Trainerinnen und Trainer gefunden und qualifiziert werden. Dazu wollen die Akteure Bürger, Schüler oberer Jahrgangsstufen und der Pflegeschule in Friedehorst ansprechen. „Dank der Unterstützung durch das Netzwerk Digitalambulanzen und den Lions Club in Ritterhude gibt es dafür qualifizierte Ausbilder“, so Müller.
Neben den Schulungen möchte die Arbeitsgruppe langfristig im Ortsamtsbereich auch Möglichkeiten für einen fortlaufenden Austausch der Teilnehmer schaffen. „Wir könnten zum Beispiel einen DiA-Treff einrichten“, erläutert Müller die Idee. Die Teilnehmer sollen schließlich auch die Möglichkeit bekommen, ihre Kenntnisse für die Nutzung der Tablets zu vertiefen und die Anwendung unter Anleitung zu üben. „Entscheidend ist, dass die älteren Menschen die Angst davor überwinden, ein Tablet zu bedienen. Wir wollen ihre Neugier wecken“, sagt Müller. Er geht davon aus, dass das Projekt mit ersten Schulungen zeitnah im Herbst starten kann.
Aus "Die Norddeutsche" vom 29.09.2021
Michelle Schlegel holt bei den Landesmeisterschaften mit einem Risikolauf über 800 Meter entscheidende Punkte
Karsten Hollmann
Marßel. Die SG Marßel hat bei den Landesmeisterschaften für Niedersachsen und Bremen im Siebenkampf einen hervorragenden zweiten Platz unter vier Teilnehmern eingeheimst. Bei den Mehrkampf-Meisterschaften in Bad Harzburg mussten sich Michelle Schlegel, Annika Sajnog und Clara Ruppelt mit insgesamt 9585 Punkten in der weiblichen Jugend U15 nur dem VfL Löningen um 738 Zähler geschlagen geben. Im Einzel schrammte Michelle Schlegel mit 3427 Punkten zudem als Vierte nur knapp am Sprung auf das Podest vorbei.
Der Wettkampf begann bei Topwetter mit 25 Grad und kaum Wind mit dem Hochsprung. „Alle sprangen auf ihrem Bestleistungsniveau. Besonders Clara sammelte hier viele Punkte“, teilte SGM-Coach Gerold Christen mit – Ruppelt übersprang 1,52 Meter. „Dann kam der erste starke Hammer im 100-Meter-Lauf. Alle liefen deutliche Bestleistungen und zeigten, weshalb sie in der U16-4x100-Meter-Staffel eine solch gute Zeit laufen konnten“, schwärmte Christen. Besonders die 13,58 Sekunden von Michelle Schlegel rissen ihn dabei vom Hocker. „Der Weitsprung war dann aber einer Katastrophe. Starke Winde bliesen alle Träume von einem guten Ergebnis weg“, bedauerte der Übungsleiter.
Für Annika Sajnog, die jeweils viel zu weit vor dem Balken absprang, standen nur mäßige 4,23 Meter zu Buche, Clara Ruppelt musste nach zwei Fehlversuchen auf Sicherheit (3,71) gehen. „Später sollte sich aber herausstellen, dass auch diese Punkte noch wichtig wurden“, so Christen. Michelle Schlegel habe bei ihren 4,53 Metern noch knapp 30 Zentimeter verschenkt.
Im Kugelstoßen schaffte Clara Ruppelt nach zwei Fehlversuchen so gerade eben noch 8,94 Meter. „Clara war hier völlig von der Rolle“, stellte Gerold Christen fest. Annika Sajnog habe mit 7,90 Metern ihr normales Niveau an den Tag gelegt. Michelle Schlegel beförderte die Kugel gleich zweimal auf eine Weite von mehr als zehn Metern und belegte in dieser Disziplin mit bärenstarken 10,32 Metern den zweiten Platz.
Somit standen nach dem ersten Tag die Vierkampf-Ergebnisse fest. Michelle Schlegel beanspruchte hier mit 1962 Zählern den siebten Rang. Clara Ruppelt (1804) sowie Annika Sajnog (1766) fanden sich in dieser Wertung auf den Plätzen zwölf und 13 wieder. Die Mannschaft habe auf Platz vier aber noch in Lauerstellung zu den Medaillenrängen gestanden. „Es war nur klar, dass Löningen den Siebenkampf gewinnen wird, weil der Verein weit voraus lag“, sagte Gerold Christen.
Dank der starken Darbietungen im 80-Meter-Hürdensprint preschten die Nordbremerinnen gleich zu Beginn des zweiten Tages auf die zweite Position vor. Besonders Clara Ruppelt (13,96) und Michelle Schlegel (13,99) glänzten hier mit Zeiten unter 14 Sekunden. Aber auch die 14,23 Sekunden von Annika Sajnog stellten eine neue persönliche Bestleistung dar. Dann stand der Speerwurf an.
„Und wir können Speerwerfen. Mit einem Vorsprung von fast zehn Metern auf die Konkurrenz haben wir viele Punkte bekommen“, frohlockte Gerold Christen. Das SGM-Topergebnis im Speerwurf erzielte wiederum Michelle Schlegel mit 31,87 Metern. Nur eine Konkurrentin katapultierte den Speer noch weiter. Somit hatte Schlegel sich im Einzel auf den fünften Platz vorgekämpft.
Vor dem abschließenden 800-Meter-Lauf betrug der Marßeler Vorsprung auf den Dritten TKJ Sarstedt satte 150 Punkte. Der VfL Eintracht Hannover verabschiedete sich hingegen durch eine Nullwertung im Speerwurf aus dem Medaillenrennen. Sarstedt war aber dank der guten Meldezeiten im 800-Meer-Lauf noch im Kampf um Silber zu beachten. „Mit guten Zeiten machten die Sarstedterinnen auch Druck auf meine Mannschaft“, berichtete Christen.
Mit einem Risikolauf habe Michelle Schlegel anschließend starke 2:37 Minuten hingelegt. Annika Sajnog freute sich in 2:51 Minuten sogar über eine neue persönliche Bestmarke. Schwach waren indes die 3:03 Minuten von Clara Ruppelt, die Christen schon ein Abrutschen auf Rang drei befürchten ließen. Doch am Ende verwies Marßel Sarstedt um 48 Punkte auf Rang drei.
Gerold Christen lobte am Ende die Ausgeglichenheit im Hinblick auf die verschiedenen Disziplinen in seinem Team. „Während andere Mannschaften deutliche Stärken und Schwächen in bestimmten Disziplinen hatten, so war unser Team sehr gut gleichmäßig aufgestellt“, betonte der Pädagoge.
Aus " Die Norddeutsche" vom 26.07.2021 (Foto: WK)