von Karsten Hollmann
Marßel. Die SG Marßel hat bei den dreitägigen Leichtathletik-Landesmeisterschaften im Einzel für Bremen/Niedersachsen mit elf Akteuren das zweitgrößte Kontingent eines Bremer Vereins gestellt. Insgesamt 880 Athleten mit 1500 Meldungen maßen bei einer Gluthitze mit bis zu 33 Grad ihre Kräfte – Zuschauer waren nicht zugelassen.

„Es gab ein großes Hygienekonzept des Verbandes mit Testungen aller Athleten, Betreuer und Kampfrichter“, berichtete SGM-Trainer Gerold Christen. Seine Schützlinge seien immer mittendrin gewesen. „Es war der Wahnsinn. Besonders die Staffeln und Michelle Schlegel im Kugelstoßen haben mich begeistert“, erklärte Christen. Annika Sajnog schaffte mit ihrer Zeit von 13,95 Sekunden endlich ihr Ziel, unter 14 Sekunden über die 100 Meter zu bleiben. Für das Finale der Mädchen W15 langte es aber nicht.

Finja Sonnenburg verbuchte gleich im ersten Versuch im Diskuswerfen eine deutliche Steigerung ihrer Bestleistung. Mit 29,13 Metern belegte sie am Ende Rang sechs bei den Frauen direkt vor ihrer Klubkollegin Johanna Christen (23,28). „Johanna war etwas wackelig im Diskuswerfen und hat sich ein wenig unter Wert verkauft“, urteilte ihr Coach und Vater Gerold Christen. Julia Jobmann vom TSV Stelle gewann das Diskuswerfen mit 38,18 Metern.

Clara Ruppelt vermochte nicht die Elf-Meter-Marke im Kugelstoßen des vergangenen Jahres zu wiederholen. Clara darf aber auch mit den 9,77 Metern zufrieden sein“, betonte ihr Übungsleiter. Ruppelt wurde Siebte bei den Mädchen W15. Besser klappte es im Hochsprung. Nach der Anfangshöhe von 1,42 Metern im ersten Versuch bewältigte Clara Ruppelt die 1,48 Meter erst im dritten Anlauf, um dann im ersten Versuch mit 1,52 Metern auf ein Topergebnis zu springen.
„Selbst die 1,57 Meter waren nicht aussichtslos und lassen auf die nächste persönliche Bestleistung hoffen“, so Christen. Ruppelt beanspruchte Position sechs. Charlotte Hesse sprintete die 100 Meter in 13,39 Sekunden. „Dies zeigte wieder ihre Möglichkeiten“, teilte Gerold Christen mit. Hesse verfehlte aber den Einzug ins Finale der weiblichen Jugend U18. „Mit ihren 4,98 Metern im Weitsprung war Charlotte sichtlich zufrieden“, berichtete Christen – diese Weite war gleichbedeutend mit Rang 15.

Tyrece Deede hatte sich das 100-Meter-Finale als hochgesteckten Wunsch vorgestellt. „Mit mäßigem Anfang und starken Finish überzeugte er mit seiner Zeit von 11,61 Sekunden“, fand Gerold Christen. Er sei aber davon überzeugt, dass Deede in diesem Jahr noch schneller werde. Für das Finale in der männlichen Jugend U20 hätte Tyrece Deede 11,40 Sekunden laufen müssen. Der Finalsieger Luc Bruno Oehlmann (Eintracht Hildesheim) sprintete die 100 Meter in starken 10,80 Sekunden.

„Unsere Michelle Schlegel war ganz stark im Kugelstoßen. Gleich im ersten Versuch glückte ihr eine neue persönliche Bestleistung mit 10,69 Metern“, freute sich Gerold Christen. Weitere 10,61 Meter hätten ihre Ausgeglichenheit unter Beweis gestellt. „Ihre Verbesserung um fast 50 Zentimeter war bemerkenswert“, sagte Christen. Schlegel schaffte als Vierte der Mädchen W15 die beste Platzierung der Marßelerinnen und verpasste nur um 16 Zentimeter die Bronzemedaille. Die 4x100-Meter-Staffel der SGM mit Jula Nikolopoulos, Michelle Schlegel, Annika Sajnog und Clara Ruppelt bejubelte den fünften Platz in der weiblichen Jugend U16. „Es ist schon der Wahnsinn. Mit 54,3 Sekunden waren wir angereist und in 53,76 Sekunden in Göttingen sind wir ins Ziel gekommen“, schwärmte Gerold Christen. Jula Nikolopoulos habe ihren ersten großen Wettkampf als Startläuferin genossen und sicher auf Michelle Schlegel gewechselt.

„Michelle lief eine starke Gerade und holte mächtig auf. Es war ebenso nahezu perfekter Wechsel auf Annika“, ließ Christen wissen. Annika Sajnog habe als 100-Meter-Einzel-Teilnehmerin der Landesmeisterschaften ihre Qualitäten in der Kurve präsentiert und wechselte gut auf Clara Ruppelt. „Clara konnte diesmal einen guten Wechsel zeigen und hat ihren fünften Platz halten können“, sagte Gerold Christen. Die Verbesserung der Staffel um eine halbe Sekunde habe ihn fast umgehauen. Den Landesmeistertitel ergatterte die StG Nordwest Niedersachsen in 49,80 Sekunden.
Platz fünf für die 4x100-Meter-Staffel

Auch die Marßeler 4x100-Meter-Staffel der Frauen mit Johanna Christen, Charlotte Hesse, Bente Hoffmann sowie Karen Jendrek fand sich auf einem guten fünften Rang wieder. „Wieder zeigte die Frauenstaffel, dass sie weiterhin in einer anderen Liga läuft. Im vergangenen Jahr war diese mit Rebecca Christen in 51,65 Sekunden stark“, so Christen. Und jetzt mit Karen Jendrek als eigentliche Ersatzläuferin habe es die Staffel in 51,55 Sekunden einfach nur gut gemacht.

„Johanna war souverän nach einem Fehlstart einer anderen Staffel. Sie brachte den richtigen Schwung in die Staffel“, urteilte Gerold Christen. Nach einer kurzen Unsicherheit bei Charlotte Hesse habe seine Tochter abeer auch prima gewechselt. „Charlotte zeigte auch die Qualitäten einer 100-Meter-Landesmeisterschafts-Teilnehmerin und war stark im Pulk der anderen“, lobte Gerold Christen. Bente Hoffmann sei dann stark losgelaufen.

„Bente konnte die LG Braunschweig nicht nur auf Distanz halten, sondern brachte Karen Jendrek auch einen kleinen Vorsprung mit“, teilte der Pädagoge mit. Diesen fünften Platz habe Jendrek schließlich kämpferisch mit einem Vorsprung von einer Hundertstelsekunde auf die LG Braunschweig ins Ziel gebracht. „Damit war unsere Frauen-Staffel ohne Rebecca Christen sogar mal eben schneller als im letzten Jahr“, freute sich Gerold Christen.

Aus "Die Norddeutsche" vom 24.06.2021

Marßels Trainer Gerold Christen äußert sein Unverständnis über die Nichtberücksichtigung des Fünfkampfs seiner Tochter in der DLV-Bestenliste

Marßel. Gerold Christen wunderte sich. Nachdem der Trainer der SG Marßel seine Tochter Rebecca nicht in der Bestenliste des Deutschen Leichtathletikverbandes (DLV) gefunden hatte, nahm er Kontakt mit einem DLV-Verantwortlichen auf, der für die Eintragungen mit zuständig ist. „Der DLV teilte uns mit, dass nur elektronisch gemessene Zeiten bestenlistenreif seien. So soll es nun sein“, ließ Gerold Christen wissen.

Seiner Meinung nach hätte seine aber analog zu Einträgen von Siebenkampf-Ergebnissen anderer Athletinnen aus anderen Vereinen mit Handzeiten auch in den offiziellen Fünfkampf-Bestenlisten der Frauen geführt werden müssen. „Das ist für mich auf jeden Fall ein bisschen unverständlich gewesen. Da wird mit zweierlei Maß gemessen. Deshalb rege ich mich darüber auf“, so der Coach.

Rebecca Christen hatte im vergangenen Jahr bei einem offiziellen Wettkampf auf der heimischen Anlage am Burgwall in Blumenthal 3069 Punkte eingeheimst und damit 80 Zähler mehr als Alina Fürst vom Lauftreff DSHS Köln, die die offizielle Bestenliste des Verbandes anführt. „Somit wäre Rebecca eigentlich mit deutlichem Abstand stärkste Fünfkämpferin“, betonte ihr Vater.

Zusammen mit ihrer Schwester Johanna sowie Amelie Cselenyi müsste Rebecca Christen auch im Team mit 7392 Punkten auf Platz eins bei den Frauen in der DVL-Bestenliste auftauchen, tut es aber nicht. „Vor zehn Monaten kam unsere Anfrage bezüglich der Einrichtung der Bestenliste mit der Disziplin Fünfkampf der Frauen beim DLV an. Vor vier Monaten wurde diese dann auch eingerichtet“, teilte Gerold Christen mit. Bei einer Berücksichtigung ihrer Ergebnisse würden Amelie Cselenyi (2615) und Johanna Christen (1708) die Positionen sieben beziehungsweise 14 der DLV-Fünfkampf-Bestenliste einnehmen.

Anders das Vorgehen auf Landesebene. In Bremen wird sowohl Rebecca Christen als Einzel-Athletin als auch die SGM-Damen mit dem oben erwähnen Spitzenergebnis notiert. Die handgestoppten Zeiten seiner Athletinnen seien aber sogar noch höher zu bewerten. „Schließlich werden bei handgestoppten Zeiten noch 0,24 Sekunden abgezogen. Dies entspricht 15 Punkten“, erklärt der Pädagoge. Der DLV habe zwar eine zusätzliche Spalte mit nicht bestenlistenfähigen Vorstellungen auf seiner Homepage eingerichtet. „Aber auch dort sind unsere Leistungen bislang noch nicht aufgeführt“, bedauert Christen. Ungerecht sei es auch, dass teilweise Frauen und U16-Athletinnen zusammen gewertet würden.

Ganz offiziell in der DLV-Liste wurde hingegen die SGM-Athletin Clara Ruppelt mit ihren elf Metern im Kugelstoßen der Mädchen W14 auf Rang 25 registriert. Dazu gesellt sich für Ruppelt Platz 64 im Hochsprung mit 1,53 Metern, Position 189 im Weitsprung mit 4,76 Metern sowie Rang 93 im Siebenkampf mit 3056 Punkten in ihrer Altersklasse. An der Seite von Michelle Schlegel und Annika Sajnog belegt Clara Ruppelt zudem mit 8863 Zählern Rang 58 im Siebenkampf der weiblichen Jugend U16. Michelle Schlegel beansprucht darüber hinaus mit 9,78 Metern Platz 90 im Kugelstoßen und mit 2750 Punkten Rang 158 im Siebenkampf der Mädchen W14. Annika Sajnog findet sich hier mit 2857 Zählern auf Position 140 im Siebenkampf wieder.

Marßels Charlotte Hesse reiht sich mit 5,33 Metern auf Platz 124 im Hochsprung der weiblichen Jugend U18 ein. „Das war schon eine Wahnsinnsleistung. Umso erstaunlicher ist es, dass Charlotte es damit nicht mal in die Top-100 geschafft hat. Es gibt aber schließlich auch einige Tausend Athletinnen, die in dieser Klasse angetreten sind“, sagte Gerold Christen.

Rebecca Christen sprang im vergangenen Jahr sogar noch 17 Zentimeter weiter und verzeichnet somit Platz 156 bei den Frauen in Deutschlands Bestenliste. Mit Johanna Christen, Charlotte Hesse sowie Bente Hoffmann legte Rebecca Christen außerdem in 51,65 Sekunden einen 4x100-Meter-Staffelsprint hin, der auf Rang 60 führte. Klubkollege David Borisow verbuchte ferner mit 11,04 Metern Platz 102 im Kugelstoßen der männlichen Jugend U20.

Aus "Die Norddeutsche" vom 19.04.2021